Der größte Feind guter Ideen: Der schnöde Arbeitsalltag. Damit neue Ideen nicht im Tagesgeschäft untergehen, hat Melitta den „Inkubator 10X Innovation“ gegründet – fernab der Zentrale.

1. Was ist die Idee hinter dem Melitta-Inkubator in Berlin?
Der Getränkemarkt ist kein einfacher Markt. Wir entwickeln viele neue Ideen – und das passiert in der Unternehmenszentrale, um eine strategische Anschlussfähigkeit und den „Fit“, also die Passung, zur Gesamtstrategie des Unternehmens sicherzustellen. Mit den neuen Ideen wollen wir oft neue Zielgruppen und neue Marktsegmente ansprechen. Dazu setzen wir auf eigenständige Teams, die sich zu 100 Prozent mit den Themen auseinandersetzen. Die Weiterentwicklung der Ideen zu Konzepten und Prototypen und vor allem die Einführung in den Markt geschieht aber nicht in der Zentrale in Minden, sondern aus der „10X Innovation“ heraus, unserem Inkubator in Berlin, den wir im vergangenen Jahr gegründet haben. Wir haben uns für diesen Weg entschieden, da wir in der Vergangenheit oft das Problem hatten, dass gute, neue Ideen im Tagesgeschäft der Unternehmensbereiche oft nicht weiterverfolgt werden konnten.

2. Wie habt ihr das umgesetzt?
Wir haben mit dem Aufbau eines kleinen Teams in der Zentrale angefangen. Hier haben wir kleine Leuchttürme gebaut, also erste Ideen ausgearbeitet und als Prototypen im Unternehmen gezeigt. Das hat inspiriert und Offenheit für Zusammenarbeit geschaffen. Gleichzeitig haben wir Know-how für neue Methoden wie Design Thinking und agiles Arbeiten aufgebaut. Mit diesem Wissen haben wir die Unternehmensbereiche bei konkreten Fragestellungen unterstützt, die neuen Methoden direkt live angewendet und so ins Unternehmen getragen. Damit haben wir für viele Bereiche einen erkennbaren Mehrwert geleistet, was uns geholfen hat, Bedenken auszuräumen und uns so den Weg für den Aufbau unseres Inkubators erleichtert hat.

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3. Wie geht ihr mit Herausforderungen um?
Unsere größte Herausforderung ist noch immer, die Projekte aus dem Inkubator heraus im Markt zum Erfolg zu führen. Dabei müssen wir vor allem hartnäckig bleiben, denn wenn man Produkte einführen möchte, trifft man auf zahlreiche operative Probleme und Hürden, die es zu überwinden gilt. Das fängt bei der Terminfindung mit Einkäufern an und hört bei unzuverlässigen Lieferanten auf. Ganz zu schweigen von Problemen, auf die wir selbst vorher nie gekommen wären… Dann gilt es: Rückschläge akzeptieren, sicherstellen, dass man daraus lernt und – weitermachen.

4. Wie habt ihr ins Haus hinein erklärt, was ihr vorhabt und wie das geht?
Wir haben sehr früh versucht, einen Mehrwert für unsere Kollegen zu schaffen: über Inspirationen, über Know-how zu Methoden und Tools, aber auch über Themen wie die Aufbereitung von Konsumenten- und Technologietrends und echte Unterstützung in Projekten. Das hat sehr geholfen.

5. Was ist euer wichtigstes Learning aus dem Prozess?
Zeigen ist wichtiger als reden! Wenn man einen Prototyp wirklich vor sich hat, schafft das sofort einen besseren Bezug und ein besseres Verständnis für die Idee. Man macht sie im positiven Sinne des Wortes „angreifbar“, also anfassbar. Das zweite, ebenso wichtige Learning lautet: Alles dauert länger und ist aufwändiger, als man gedacht hat – also durchhalten!

6. Wenn ihr einer anderen Organisation einen Rat geben würdet, die sich auch auf den Weg macht: Welcher Ratschlag wäre das?
Tauscht euch mit möglichst vielen unterschiedlichen Unternehmen und Organisationen aus, lernt von ihnen und sucht anschließend euren eigenen Weg.

René Korte (Bild: Stefan Freund)

René Korte (Bild: Stefan Freund)

René Korte ist 46 Jahre alt, Innovations-Enthusiast, CEO 10X Innovation GmbH & Co. KG & Director Corporate Innovation bei Melitta. Seit 2004 in der Melitta Gruppe, davor bei Nestlé.