Neumodischer Kram oder wirklich eine Bereicherung? New Work ist eine neue Form der Unternehmensführung. SHE works! sprach mit Inga Höltmann, Expertin für New Work und Anbieterin des New Work Canvas.

New Work ist ein Begriff, der in der Arbeitswelt immer häufiger genannt wird. Frau Höltmann, was genau verbirgt sich dahinter?
Für mich ist Neue Arbeit, dass wir wieder zum Kern zurückkehren: zu uns, zum Menschen, zu unseren Bedürfnissen und zu unseren Fähigkeiten.

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Das ist das, was mit uns geschieht – und das, was wir sehen, sind neue Formen der Zusammenarbeit, die wir miteinander erfinden und aushandeln: Wir arbeiten mit neuen Technologien, vielleicht im Home Office, vielleicht ortsunabhängig, oftmals zeitflexibel, manchmal zeitunabhängig.

Neue Arbeit ist für mich aber auch ein neues Führungsverständnis, eines, das diese Gegebenheiten annimmt und mitgestaltet. Moderne Führung ist bedingungslos auf die Mitarbeiter, ihr Wohlergehen und ihre Fortentwicklung ausgerichtet. Ich nenne diese Führung Digital Leadership, denn sie ist die Führung für das digitale Zeitalter. Sie macht Neue Arbeit human und nachhaltig, sie ist ein ganz neues Wirtschaften, verantwortungsvoll und ressourcenschonend – auch den Menschen gegenüber.

Wir müssen aufgrund der stattfindenden Transformation unsere Arbeitswelt neu strukturieren. Hat das ausschließlich mit der Digitalisierung zu tun oder findet gerade allgemein ein Umbruch in der Arbeitswelt statt, der hinterfragt, wie ich leben bzw. arbeiten will?
Ich habe den Eindruck, dass wir gerade einen tiefergehenden Umbruch sehen, ja. Das hängt einerseits mit der Digitalisierung zusammen, die ja mit der Konversion der Prozesse von digital zu analog beginnt, die aber auch vieles andere anstößt bzw. ermöglicht. Home Office, Co-Working oder Digitales Nomadentum sind ja Arbeitskonzepte, die zwar auf Digitalisierung und Technologisierung aufsetzen, aber sie zeigen uns auch, wie eng wir mittlerweile Arbeiten und unsere Vorstellung von guten und richtigen Leben miteinander verknüpfen. Digitales Nomadentum ist ja weniger ein Job, sondern mehr ein Lebenswandel. Damit einher geht der Niedergang alter Werte und das Erstarken ganz neuer Werte – auch wenn man einem Co-Worker das Eckbüro mit Dienstwagen anböte, er würde es ja doch nicht wollen.

Das sind die schönen Seiten dieser Entwicklung, dass wir heute anders, kollaborativer und vernetzter arbeiten und das auch gar nicht mehr anders wollen – aber gleichzeitig bieten uns die Unternehmen ja auch andere Dinge als früher an. Selbst wenn der Arbeitnehmer das wollte – eine Karriere in einem Unternehmen von der Ausbildung bis zur Rente, Sicherheit und Kontinuität – könnte er ja nicht mehr unbedingt damit rechnen. Ich denke, dass ein Grund für das Millenial-Mindset auch ist, dass sie verstehen, dass da nicht mehr viel ist, auf das sie sich ein Leben lang verlassen können – und eine lebenslange Festanstellung ist es schon mal gar nicht. Das hat Implikationen auf alle Lebensbereiche, bis hin zur Familienplanung.

Ich hoffe, dass wir begreifen, dass die Digitalisierung so viel mehr als nur Technologisierung ist. Sie ist eine fast beispiellose Möglichkeit, uns wieder auf uns als Menschen in der Arbeitswelt zu besinnen. Sie gibt uns die Tools an die Hand, sie so zu gestalten, dass sie sich an uns anpasst und nicht anders herum – angefangen bei Arbeitszeit und Arbeitsort. […]

Dieses Interview erschien am 15. Mai 2018 auf SHE works!. Lies es dort weiter!