„Die Reise in Richtung Neuer Arbeit ist kein Projekt, das wir vorplanen und dann einfach umsetzen“, meint die New-Work-Expertin Inga Höltmann, „sondern es ist eine Reise, auf der wir immer wieder innehalten und reflektieren.“ Hier gibt sie Anleitung, wie New Work umzusetzen geht – auch ohne großes Budget.

Wir alle kennen diese Fünf- oder Zehn-Punkte-Pläne, die uns in einfachen Schritten an unser Ziel bringen: Einfach nur den Fahrplan befolgen, dann wird das schon klappen – und groß nachdenken muss man auch nicht, denn das hat ja schon jemand anderes für uns getan!

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Ich bin schon oft damit konfrontiert worden, dass Menschen, mit denen ich an ihrer Zukunft der Arbeit arbeite, sich so einen simplen Fahrplan wünschen. Und so sehr ich das Bedürfnis verstehen kann: Ganz so einfach ist es leider nicht. Die Reise in Richtung Neuer Arbeit ist kein Projekt, das wir vorplanen und dann einfach umsetzen, sondern es ist eine Reise, auf der wir immer wieder innehalten, reflektieren und uns vielleicht einen ganz neuen Weg suchen müssen. Und manchmal müssen wir auch querfeldein stapfen, weil es noch keinen Weg gibt.

Doch das heißt nicht, dass es nicht doch eine Art Reihenfolge gibt, in der wir uns bestimmten Anforderungen nähern können. Wir sagen manchmal, man sollte nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen und das trifft auf eine organisationale Transformation natürlich auch zu. Die Schwierigkeit hier ist lediglich, dass erste und zweite Schritte nicht definiert sind, weil jede Reise für jede Organisation eine individuelle Lernreise ist. Ich möchte trotzdem versuchen, eine Schneise hineinzuschlagen. Die Perspektive, die ich hier einnehme, ist die einer einzelnen Person – denn New Work geht auch ohne großes Budget, es geht, ohne Chef zu sein und auch ohne organisationalen Auftrag oder Mandat!


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1. Orientiere Dich im Thema

Fang an zu lesen, zu hören und zu schauen, was Du zu Neuer Arbeit in die Hände bekommst. Wenn Du auf Begriffe oder Konzepte stößt, die Du nicht kennst, dann recherchiere zu ihnen. Gehe auf Veranstaltungen und nehme an Webinaren teil. Lerne Menschen kennen, tausche Dich mit ihnen aus, höre ihnen zu. Stelle ihnen Fragen. Mache Dir Notizen oder zeichne Grafiken und Schaubilder – was auch immer Dir besser hilft, das Gelernte festzuhalten. Das machst Du so lange, bis Du das Gefühl hast, Dich grob im Thema auszukennen. Fragen wirst Du immer haben (und das ist auch gut so!), aber wenn Dir Begriffe, Konzepte oder Menschen wiederbegegnen, dann ist es Zeit für den nächsten Schritt:

2. Entwickele ein persönliches Zielbild

Nimm Dir Zeit, eine Ziel- oder Wunschvorstellung Deiner Arbeit (und Deines Lebens!) zu erarbeiten. Rufe Dir ins Gedächtnis, was Du gehört oder gelesen hast, erinnere Dich an inspirierende Menschen, die Du auf Deiner Reise getroffen hast. Wenn Du ganz frei darüber nachdenken könntest – wie würdest Du arbeiten wollen? Du kannst Dich an diesen Fragen orientieren:

  • Wie viel würdest Du arbeiten? In Vollzeit, Teilzeit, Gleitzeit?
  • Wo würdest Du arbeiten?
  • In welcher Team-Struktur würdest Du arbeiten? Hättest Du eine/n Vorgesetzte/n?
  • Welche Aufgaben würdest Du erledigen? Welche Rolle/n würdest Du gern einnehmen – einmalig oder dauerhaft?
  • Wie würdest Du Dich gern fortbilden? Wie oft? Zu welchen Themen?

Denke auch über Deine Werte nach und darüber, was Deine Arbeit leiten soll. Wie schaust Du auf die Welt? Welche Rolle soll Deine Arbeit in Deinem Leben spielen? Wohin möchtest Du sie entwickeln?

3. Leite individuelle Lernbedarfe daraus ab

Im nächsten Schritt leitest Du persönliche Lernbedarfe daraus ab: Was müsstest Du noch lernen oder erfahren, um Deiner Wunschvorstellung von Arbeit näherkommen zu können? Sind das konkrete Kenntnisse wie das Bedienen von bestimmten Tools? Oder eher weiche Fähigkeiten wie bessere Selbstorganisation? Oder müsstest Du an Deiner Haltung arbeiten, vielleicht Ängste überwinden? Notiere Dir diese Lernvorhaben und brich sie herunter in handhabbare Stückchen. Mache Dir auch Gedanken darüber, wie lange solche Lernprozesse dauern könnten. Ein Tool kannst Du Dir in ein paar Tagen beibringen, an Deiner Selbstorganisation zu arbeiten, ist sicherlich ein längeres Projekt. Recherchiere auch, was Du wo lernen kannst – was davon kann Dein Arbeitgeber übernehmen? Wofür kannst Du Bildungstage nehmen? Sprich mit Kollegen/innen oder Deiner Personalabteilung darüber, wenn Du unsicher bist, wie Du das am besten angehen kannst.


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4. Baue Dir ein Netzwerk, eine Community auf

Überhaupt – Du bist nicht allein! Wenn Du überfordert bist oder nicht weißt, wo Du ansetzen kannst, dann strecke die Hand nach anderen Menschen aus: Verknüpfe Dich mit ihnen in den Sozialen Netzwerken, tritt passenden Facebook- oder LinkedIn-Gruppen bei, nimm an einer Fortbildung teil oder trete einem Verband bei, der zu Deinen Themen passt – Du hast viele Möglichkeiten. Gehe mit den Menschen in den Austausch und frage sie um Rat, frage sie, wie sie das gemacht haben. Du wirst sehen: Deine Fragen sind ganz normal und es gibt viele Antworten, die darauf warten, von Dir gefunden zu werden.

5. Hilf mit, Experimentierräume in Deiner Organisation zu schaffen

Nutze auch die Angebote in Deinem Unternehmen. Was gibt es dort? Vielleicht gibt es Abendveranstaltungen oder Arbeitskreise, an denen Du teilnehmen kannst. Suche Dir Kollegen und Kolleginnen, die sich für ähnliche Dinge wie Du interessieren und gehe mit ihnen mittags mal essen. Lotet aus, welche Ideen ihr habt und wie ihr sie umsetzen könnt. Das müssen keine großen Transformationsprozesse sein – kleine Experimentierräume reichen. Gründet vielleicht selbst ein kleines Format, das mittags oder abends stattfindet, zu dem Menschen aus der Organisation kommen können und bei dem ihr eine kleine Fragestellung aus dem Themenfeld Neuer Arbeit bearbeitet. Vielleicht im ersten Schritt auch einfach nur die Frage: Und Du, wie würdest Du denn gern arbeiten?

Damit sind wir dann schon am Übergang vom Individuum zur Organisation. An dieser Stelle wirst Du schon viel gewonnen haben: Viel Wissen, Wegbegleiter und eine Idee davon, wohin es gehen kann. Und es ist auch der Punkt, wo Du Deine eigene Veränderung in die Organisation tragen kannst – und das kann jede/r anstoßen, ob Führungskraft oder nicht.

Diese fünf Schritte leiten Dich in Deinen ganz persönlichen Wirkungsraum. Ein Budget oder ein Mandat zu haben, schadet natürlich nie – aber Du brauchst beides nicht, um in Bewegung zu kommen.

Deine leitende Fragestellung darf sein: Was würdest Du gern zu dieser Welt mit Deiner Arbeit beitragen? Frage das auch Deine Kollegen und Kolleginnen. So kannst Du Gleichgesinnte und Mitstreiter finden – ganz ohne Budget. Und ein Mandat wird sich aus Eurer Arbeit entwickeln, wenn die Menschen sehen, was ihr tut und umsetzt, und sie sich davon begeistern lassen – und das werden sie, wenn ihr selbst begeistert seid.


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Inga Höltmann (Bild: Axel Kuhlmann)

Inga Höltmann (Bild: Axel Kuhlmann)

Inga Höltmann ist Expertin für die Themen Kulturwandel in Unternehmen, New Work und Digital Leadership. Sie ist Gründerin der “Accelerate Academy”, einer Plattform für Neues Arbeiten und Neues Lernen, und Erfinderin ihrer Mitgliedschaft, einem innovativen Format für berufliche Fortbildung. Sie ist außerdem ausgebildete Wirtschaftsjournalistin, zu ihren Auftraggebern gehören der Berliner Tagesspiegel und der Deutschlandfunk Kultur. Bekannt ist sie auch für ihre beiden Podcasts zur Zukunft der Arbeit, nachzuhören unter ingahoeltmann.de/podcast. Twitter: @ihoelt

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