„Ich würde mir wünschen, dass viele diesen Digitalisierungsschub beibehalten“, sagt die Soziologin Andrea König. Sie lebt und arbeitet in Wien, schildert hier ihre Erfahrungen und erklärt, warum wir auf keinen Fall in den Vor-Corona-Modus zurückfallen sollten.

1. Wie nimmst Du die Krise wahr?
Mein Eindruck ist: Die Ideen und Visionen im Bereich New Work sind jetzt viel konkreter, sie sind durch die Corona-Krise geradezu zum Leben erweckt worden. Es ist spannend, das beobachten und es auch live miterleben zu können. Der von vielen geforderte Digitalisierungsschub ist nun auf einmal da – und plötzlich sind Arbeitsweisen möglich, die vorher nur von wenigen aufgegriffen wurden. Es ist spannend dies beobachten zu können und auch die Chance zu haben mitzugestalten. New Work ist now!

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2. Wie hat sich das für Dich angefühlt?
Zu Beginn war auch ich in einer Art Schockstarre. Ich fragte mich: „Was passiert denn hier gerade?“ Und dadurch, dass nicht nur Wien oder Österreich betroffen waren, sondern die ganze Welt, fühlte es sich noch massiver und größer an. Für mich persönlich war die Ungewissheit am schlimmsten: Wie lange dauert dieser Zustand an? Wann können wir wiederum wie gewohnt arbeiten und unsere Kolleg/innen, Freunde und Familie treffen? Doch wir Menschen sind Gewohnheitstiere, wir sind flexibel und können uns relativ gut und schnell an neue Gegebenheiten anpassen. So war es auch bei mir und jetzt, da wir so viele Neuerungen umgesetzt haben, wünsche ich mir, dass wir dabei bleiben und uns nicht in die Zeit davor zurücksehnen.

3. Wie hat Dein Arbeitgeber reagiert?
In meinem Unternehmen wurde recht gut mit der neuen Situation umgegangen. Die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen wurden alle getroffen, die Information durch das Management war so gut wie fast nie zuvor – rasch und transparent! – und auch die technische Ausstattung war vorhanden und funktionierte auch meistens einwandfrei. Wie gesagt – ich wünsche mir, dass wir diesen Digitalisierungsschub nutzen und uns noch darüber hinaus entwickeln!

4. Von welchen Reaktionen hast Du gehört, die Du besonders gelungen fandst?
Da fallen mir vor allem Geschichten aus Unternehmen ein, die eine sogenannte „kritische Infrastruktur“ bereitstellen. In der Energiebranche beispielsweise kam das bereits vorherrschende Krisenmanagement zum Einsatz, hier habe ich hier erlebt, dass sich Mitarbeitende an den Kraftwerksstandorten freiwillig in Quarantäne begaben, um den Betrieb, also die Stromversorgung der gesamten Stadt, aufrecht erhalten zu können.

5. Was sollten wir als Unternehmen und als Arbeitende aus der Krise lernen und in die Nach-Corona-Zeit mitnehmen?
Ich denke, eine wichtige Erkenntnis für alle ist, dass derartige Krisensituationen in Zukunft immer wieder auftauchen können und wir uns bestmöglich darauf einstellen sollten. Zu glauben, dass wenn wir Corona überstanden haben, wir in den „alten Modus“ zurückgehen und einfach wie vorher weitermachen können, wäre fatal. Denn dass unsere Welt volatiler wird und wir uns dies darüber hinaus auch noch selbst zuzuschreiben haben – Stichwort Klimawandel oder Globalisierung! -, ist einfach ein Fakt. Deshalb ist es umso wichtiger, endlich auf neue Initiativen in der Arbeitswelt, in den Unternehmensprozessen oder der Produktion zu setzen, die gleichzeitig auch klimafreundlich sind. Aussagen, dass beispielsweise Meetings immer vor Ort abgehalten werden müssen und somit auch viel gereist werden muss, verlieren definitiv an Stärke.

6. Was wirst Du persönlich mitnehmen in die Nach-Corona-Zeit?
Ich nehme vor allem mit, dass viel mehr möglich ist, als wir uns vorstellen konnten – und das auch in kürzester Zeit. Dass ich und auch eine ganze Gesellschaft so flexibel sind, dass wir uns so kurzfristig auf komplett neue Bedingungen einzustellen, war für mich definitiv ein großes Learning.

Andrea König (Bild: Wolfgang Hirt Photography)

Andrea König (Bild: Wolfgang Hirt Photography)

Andrea König ist Soziologin und Karriere-Coach und hat bereits über zehn Jahre Berufserfahrung im Human-Resources-Bereich. Aktuell ist Andrea als Trend Scout und Employer Branding Specialist in einem großen nationalen Konzern beschäftigt. In dieser Funktion kann kann sie ihre Neugier nach den neuesten Trends in Sachen „New Ways of Work“ stillen. Ihren Blog Karrieregeflüster hat Andrea gestartet, da sie einerseits ihre beruflichen Erfahrungen und Eindrücke teilen und andererseits die aktuellen Trends in der Arbeitswelt (kritisch) beleuchten und diskutieren möchte. 

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