Olaf Mehlhose und Daniel Zinner sind die beiden Macher des Podcasts „Berliner Zinner featuring Mehlhose – der internationale Kiez-Talk“, bei dem sie sich auch mit Arbeit und Unternehmertum beschäftigen. Hier berichten sie, was das mit ihnen macht und wie sich ihr Blick auf Arbeit verändert. 

Ihr macht einen Podcast miteinander und habt zusammen eine Agentur für digitale Kommunikation gegründet. Wie kam es dazu?
Daniel: Angefangen hat alles mit unserem Podcast „Berliner Zinner featuring Mehlhose“. Wir sind beide sehr an Menschen und ihren Lebensläufen interessiert. In unserem internationalen Kiez-Talk wollen wir über diese individuellen Geschichten positive Werte wie Internationalität, Diversität, Zusammenarbeit, Kreativität und unternehmerischen Geist transportieren. Wir sehen Berlin als Vorreiter des gesellschaftlichen Wandels in Deutschland und würden gern unseren Teil zu einer positiven Zukunft beitragen.

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Groß gedacht sind wir eine gemeinnützige Organisation mit einem gesellschaftlichen Auftrag – und im kleinen Rahmen wollen wir Unternehmer/innen aus unserem Kiez eine Plattform geben und Menschen, die mit dem Gedanken spielen, eigene Unternehmungen zu starten, Mut machen und ihnen Leitlinien für Erfolg geben.

Olaf: Durch die Zusammenarbeit beim Podcast haben wir entdeckt, dass wir als Team sehr gut funktionieren. Daraus hat sich die Idee zu einer zweiten Unternehmung entwickelt: Kiez Digital, eine Agentur für digitale Kommunikation, Content Marketing und Storytelling. Unserer Meinung nach sind Geschichten der beste Weg, eine langfristige emotionale Beziehung mit der Zielgruppe aufzubauen. Wir haben das aber bewusst von unserem Podcast getrennt, weil es nicht unser primäres Interesse ist, das Format zu monetarisieren.

Wie habt ihr Euch gefunden?
Daniel: Wir wohnen im gleichen Haus in Charlottenburg. Wir haben uns bei mehreren Gartenfesten, Treffen mit den Kindern und Spielabenden besser kennengelernt und festgestellt, dass wir viele gemeinsame Interessen haben – auch beruflich. Bei uns trifft das Sprichwort zu: Gegensätze ziehen sich an. Olaf kommt aus dem Ruhrpott, er ist Journalist, Content-Stratege und Copywriter mit einem Hang zum Perfektionismus. Ich bin Sachse, internationaler HR-Management- und Karriereberater. Mein Fokus liegt auf Struktur und Prozessen – und ich arbeite sehr zielstrebig. Wir fanden, dass gerade unsere Unterschiede toll sind und wir uns sehr gut ergänzen. Trotz teilweise unterschiedlicher Ansichten teilen wir Werte wie Optimismus, Zielstrebigkeit, Qualitätsanspruch und Menschlichkeit.

Und wie entstand die Idee zu dem Podcast?
Daniel: In unseren Wohnungen haben wir beide ein Berliner Zimmer, ein großes Durchgangszimmer mit vielen Türen, hohen Decken und nur einem Eckfenster zum Hinterhof, das traditionell oft als Empfangs- oder Aufenthaltsraum genutzt wurde. Ich finde das architektonisch spezielle Zimmer spannend und nutze es tatsächlich zum Austausch mit anderen Personen, für Gulasch-Essen, Kaffee und Kuchen oder Weinrunden. Wegen der Wortähnlichkeit zu meinem Nachnamen – Zinner – habe ich es irgendwann nur noch „Berliner Zinner“ genannt – meine Kinder übrigens auch. Die Wortschöpfung hat mir so gut gefallen, dass ich noch mehr daraus machen wollte. Ich hatte die Idee, inhaltlich spannende Gespräche im Rahmen eines Videoformats aufzeichnen und habe Olaf davon erzählt.

Olaf: Als Journalist haben mich Interviews immer am meisten gereizt. Ich wollte meinem Gesprächspartner nicht nur ein paar Fragen stellen, sondern seine einzigartige Geschichte erfahren. Darum hat mir die Idee eines Interview-Formats sofort gefallen. Ich hatte das Gefühl, dass ich mit meinen beruflichen Erfahrungen und einem anderen Blickwinkel eine gute Ergänzung zu Daniel bin – featuring Mehlhose eben. Wir haben uns schließlich dafür entschieden, einen Podcast zu produzieren statt Videos, weil wir glauben, dass dieses Format noch besser zu unserem Ansatz passt.

Wie wählt ihr die Menschen aus, die dabei sind?
Daniel: Zuerst haben wir überlegt, was für Personen wir auf unserer blauen Couch haben wollen. Alle Gäste sollten mindestens zwei von drei Kriterien erfüllen: Sie müssen selbstständig oder unternehmerisch tätig sein, einen internationalen Hintergrund haben und in Berlin leben. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, typisch Berlin eben.

Olaf: Anfangs haben wir vor allem Unternehmende in unserem Kiez angesprochen. Doch es ist uns wichtig, verschiedene Bereiche abzudecken. Wenn wir nur Leute aus unserem Kiez einladen würden, wären wahrscheinlich sehr viele Gastronomen dabei. Darum recherchieren wir, wer gut zu uns passen könnte. Inzwischen kommt es immer häufiger vor, dass uns Personen von Zuhörer/innen oder Bekannten empfohlen werden. Neben dem Podcast erstellen wir sogenannte Spezials zu gesellschaftlich relevanten Themen wie „Covid19“ oder „Freelance“. Dafür greifen wir vor allem auf unsere privaten und beruflichen Netzwerke zurück.

Daniel: Wir haben ein sogenanntes Ambassador-Modell für unseren Podcast entwickelt. Das heißt, wir geben Leuten, die an dem Projekt interessiert sind, die Chance, daran teilzuhaben, zum Beispiel als Interviewer, Multiplikator oder Themen-Patin. Aber wir sind immer auch an neuen Ideen der Zusammenarbeit interessiert!

Ihr seid beide sehr eingebunden: Wie organisiert ihr Eure Zusammenarbeit in so einem fluiden Projekt?
Daniel: Es hat ein bisschen gedauert, aber inzwischen haben wir funktionierende Prozesse entwickelt: Wir stimmen uns permanent über Whatsapp-Sprachnachrichten ab, wir haben täglich persönliche oder virtuelle Meetings und behalten unsere Aufgaben über ein Projektmanagement-Tool im Blick. Außerdem sind wir beide große Freunde von Co-Creation: Ich schreibe zum Beispiel eine Liste mit Themen und Geschichten auf, die mir einfallen, und Olaf macht daraus einen Text – oder andersrum.

Olaf: Die Arbeitsweise unterscheidet sich tatsächlich grundlegend von zum Beispiel einer Festanstellung. Wir arbeiten sehr viel flexibler und dynamischer, aber der Aufwand ist auch viel höher. Es gibt wahrscheinlich wenige Unternehmer/innen, die einen Acht-Stunden-Arbeitstag haben, und wir sind da keine Ausnahme. Unser Ansatz geht eher in Richtung 24/7. Wir haben keine vorgegebenen Ruhepausen und Arbeitszeiten; und weil unsere Ehefrauen berufstätig sind, bringen wir häufig auch die Kinder zur Kita oder zur Schule und holen sie ab.

Was habt ihr bisher aus dem gemeinsamen Projekt gelernt?
Daniel: Es macht uns sehr viel Spaß, als Team zu arbeiten – und wir sind effizient. Wir haben das Gefühl, dass das gemeinsame Ergebnis größer ist als die einzelnen Teile. Für mich persönlich habe ich gelernt, dass eine Idee Raum und Zeit braucht, um sich zu entwickeln. Im zweiten Schritt geht es darum, den Gedanken konsequent zu Papier zu bringen und einen Prozess daraus zu bauen. Kreativität ist wichtig, aber sie sollte strukturiert sein, damit man auch die selbst gesteckten Ziele erreicht.

Olaf: Ich sehe das genauso. Gerade beim Schreiben habe ich einen sehr hohen Qualitätsanspruch. Von Daniel habe ich gelernt, dass der 80:20-Ansatz manchmal vollkommen ausreicht, um einen Zwischenstand zügig zu erreichen. Für mich ist es sehr motivierend, dass wir ein gemeinsames Ziel verfolgen. Durchhänger gibt es gar nicht – nur zu wenig Zeit, alle Pläne und Ideen umzusetzen. Darum beschäftigen wir mehr und mehr Freelancer, die uns die Arbeit abnehmen und haben vor kurzem auch eine Praktikantin mit in unser Team aufgenommen.

Wie hat das Projekt vielleicht auch Eure eigene Arbeit verändert?
Daniel: Ich bin geduldiger geworden und gebe Dingen mehr Chancen, sich zu entwickeln. Darüber hinaus fühle ich mich darin bestätigt, dass langfristiges Denken erfolgreich ist. Genauso gehen wir auch beim Aufbau unserer Community vor. Wir wollen nachhaltig wachsen.

Olaf: Ich war schon immer ein Denker. Durch unsere Zusammenarbeit bin ich mehr zum Macher geworden. Außerdem habe ich gelernt, dass ich mich nicht nur beim Schreiben wohlfühle, sondern auch in anderen Formaten wie Podcast und Video. Bedingt durch Corona haben wir beide festgestellt, dass wir geistige Arbeit komplett ortsunabhängig erbringen können.

Hat sich Euer Blick auf Arbeit allgemein verändert?
Daniel: Ja, ich muss hier aber ein bisschen ausholen. Ich höre häufig Sätze wie „Ich muss arbeiten“ oder „Ich muss zur Arbeit“. Was bedeutet das eigentlich? Laut Wikipedia ist Arbeit „im Sinne der Betriebswirtschaftslehre jede plan- und zweckmäßige Betätigung einer Arbeitsperson in körperlicher und geistiger Form, die dazu dient, Güter oder Dienstleistungen in einem Betrieb zu produzieren.“ Ich bin mir nicht sicher, ob „in einem Betrieb zu produzieren“ in Zukunft noch im heutigen Umfang gültig sein wird.

Was passiert, wenn große Industrien wie die Automobilbranche oder die Finanz- und Versicherungswirtschaft digitalisiert und automatisiert werden? Jahrzehntelang aufgebaute Besitzstände werden dann in Frage gestellt. Das endet nicht selten mit massivem Personalabbau – heute schon. Für Menschen, die 20 Jahre lang in gefühlter Sicherheit in einem Unternehmen gearbeitet haben, bricht dann in kurzer Zeit eine Welt zusammen. Ich glaube, dass die neue Arbeitswelt viele Chancen bietet für Menschen, die sich und ihr Umfeld kritisch hinterfragen, ihren Berufsweg aktiv an Veränderungen anpassen und bereit sind, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Ich habe gelernt, dass ich immer investieren musste, um meine Arbeit nachhaltig auf ein höheres Level zu bringen.

Olaf: Mir ist klar geworden, wie wichtig das Thema Purpose ist. Bei vielen meiner Jobs habe ich einfach nur Aufgaben abgearbeitet. Jetzt fühlt es sich so an, als hätte das, was ich mache, auch Sinn – die Motivation ist riesig.

Wie verändert sich gerade die Herangehensweise der Menschen an Arbeit – was könnt ihr aus Eurem Projekt ablesen?
Daniel: Menschen sind offen für neue Formen der Arbeit, da bin ich mir ganz sicher. Es kommt darauf an, die Vorteile neuer Arbeitsformen klar und objektiv zu kommunizieren. Ein Thema, dass es in Zukunft in New Work anzupacken gilt, sind prekäre Jobs, die es gerade in Berlin in sehr großer Anzahl gibt.

Olaf: Für unser Spezial #Freelance haben wir mehrere Freiberufler interviewt. Mir ist aufgefallen, dass viele Selbstständige nicht mehr diese absolute Sicherheit und Planbarkeit brauchen. Anja Michel, eine Ex-Kollegin, die heute als freie Kreativ-Direktorin arbeitet, sagte mir: „Heute bin ich auf dem Stand, dass es mir Spaß macht, wenn ich nicht immer genau weiß, was morgen kommt.“ Und das ist nicht alles: Im Gegensatz zu vielen Arbeitnehmer/ innen, die sich häufig gestresst, demotiviert oder sich überarbeitet fühlen, habe ich bei vielen Freiberuflern und Unternehmern eine Mischung aus großen Ambitionen, Zufriedenheit und Optimismus beobachtet. Ich glaube, das ist mehr als nur ein Trend.

Olaf Mehlhose und Daniel Zinner (Bild: Promo)

Olaf Mehlhose (links) und Daniel Zinner (Bild: Promo)

Olaf Mehlhose und Daniel Zinner sind die Co-Founder der Agentur Kiez Digital. Sie unterstützen Unternehmen in der digitalen Kommunikation. „Wir digitalisieren den Kiez und bringen den Kiez in die digitale Welt“, sagt Olaf. „Kiez bedeutet für uns Ideen, Menschen und Geschichten – Digital steht für Systeme, Schnelligkeit und Zukunft. Wir bringen diese Gegensätze in Einklang.“ Der Elevator-Pitch: Wir erzählen die einzigartige Geschichte ihres Unternehmens, mit der sie ihre geschäftlichen Ziele erreichen. Mit ihrem Podcast „Berliner Zinner featuring Mehlhose – Der internationale Kiez-Talk“ wollen sie lokalen Unternehmern mehr Visibilität geben, Leitlinien für Erfolg herausarbeiten und auf gesellschaftliche Veränderungen eingehen. „Es fasziniert uns, wie unterschiedlich Lebensläufe sein können – und wie viele verschiedene Wege im Leben zu Glück und Erfolg führen“, sagt Daniel. „Von unseren Gästen wollen wir wissen, welche Einflüsse und Entscheidungen ihre berufliche Laufbahn maßgeblich geprägt haben.“

 

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